Wiegen, Dosieren, Mischen: MES für die Prozessindustrie
HYDRA X for Process für besondere Anforderungen
11.12.2024 15 min MPDV Mikrolab GmbH
Zusammenfassung & Show Notes
Sie arbeiten in der Prozessindustrie und wundern sich vielleicht: Passt ein Manufacturing Execution System (MES) überhaupt zu meinen Anforderungen? Schließlich geht es bei Chemie, Pharma oder Lebensmitteln um das korrekte Wiegen, Dosieren und Mischen loser oder flüssiger Stoffe – anders als in der diskreten Fertigung mit ihren leicht zu zählenden Produkten.
Um es vorweg zu nehmen: Ja, das passt bestens!
Marco Pfeiffer und Thomas Göbel von der FELTEN Group sprechen in dieser Podcast-Folge über die speziellen Anforderungen und die Vorteile eines MES in der Prozessindustrie.
Um es vorweg zu nehmen: Ja, das passt bestens!
Marco Pfeiffer und Thomas Göbel von der FELTEN Group sprechen in dieser Podcast-Folge über die speziellen Anforderungen und die Vorteile eines MES in der Prozessindustrie.
Sie möchten mehr darüber erfahren, wie ein Manufacturing Execution System Sie in der Prozessindustrie unterstützen kann? Hier finden Sie alle Details zu HYDRA X for Process und die zugehörigen mApps: Das Manufacturing Execution System HYDRA X for Process
Transkript
Sie arbeiten in der Prozessindustrie und wundern sich vielleicht: Passt ein Manufacturing Execution System, kurz MES, überhaupt zu meinen Anforderungen, schließlich geht es bei Chemie, Pharma, Lebensmitteln und mehr um das korrekte Wiegen, Dosieren und Mischen loser oder flüssiger Stoffe. Anders als in der diskreten Fertigung mit ihren leicht zu zählenden Produkten. Nun, eine Antwort auf ihre Frage erhalten Sie gleich.
Hallo.
Hallo, vielen Dank für die Einladung.
Gerne. Herr Pfeiffer, ein MES, ein Manufacturing Execution System, dient bekanntlich ja dazu, die Fertigung zu planen, zu steuern, zu kontrollieren und zu optimieren. Es füllt die Lücke zwischen der Steuerungsebene im Shopfloor und der Unternehmensebene mit dem ERP und verbindet eben beide Ebenen miteinander – und spielt dadurch auch eine zentrale Rolle auf dem Weg zur Smart Factory. Sie bieten jetzt HYDRA X for Process an. Ist das jetzt ein eigenes MES für die Prozessindustrie? Und braucht es das, also warum braucht es das, ein MES mit dem Zusatz for Process? Was macht die Prozessindustrie so besonders?
Mit HYDRA X for Process sprechen wir genau die Bereiche in der Produktion an, die am Anfang der Prozesskette liegen, wo die Rohstoffe eingewogen und bereitgestellt werden. Hier sind wir auch mit sehr vielen unterschiedlichen Geräten konfrontiert, mit Silos, mit Tanks, mit Behältern, alles das muss orchestriert werden. Und da kommen schon ganz andere Kriterien mit ins Spiel. Sensible Rohstoffe, aber auch gefährliche Rohstoffe und die gesetzlichen Anforderungen, um das Ganze auch zu verarbeiten. Und anhand diesen Anforderungen orientieren wir uns auch bei der Produktentwicklung und stellen diese dann zusammen in HYDRA X for Process für die Prozessindustrie, ganz klar, aber auch für die diskrete Industrie, in denen solche Bereiche wie das Verwiegen und das Mischen auch im Kleinen öfter vorkommen.
Das heißt, HYDRA X ist nicht nur für die Prozessindustrie, aber hat einen Schwerpunkt in dem Bereich.
Ja, das kann man so sagen, wobei in der Bau- oder Feinchemie gibt es auch weitreichende Prozesse, die genau mit unseren Systemen und Produkten erfolgreich umgesetzt werden und digitalisiert werden können.
Herr Göbel, was sind denn so typische Funktionalitäten eines MES? Quasi, dass sich an die Prozessindustrie richtet und vielleicht auch Funktionalitäten, die andere Unternehmen aus der diskreten Fertigung nicht ganz so sehr benötigen. Wir haben es ja besprochen, Verwiegen, Sicherheit – was sind da so typische Aspekte.
Die Besonderheit in der Prozessindustrie ist hauptsächlich die Funktionalitäten, die kontinuierliche Herstellprozesse begleiten und steuern können. Wenn wir das Beispiel Verwiege- und Mischprozesse nehmen: Hier werden meistens größere Chargen, sogenannte Batches, hergestellt, die in einem kontinuierlichen Herstellprozess produziert werden, um anschließend dann abgefüllt zu werden. Und diesen Prozess dann zu begleiten, auch mit konkreten Herstellanweisungen und einer Bedienerführung, die den Anwender beziehungsweise den Operator durch die einzelnen Schritte führt, wäre eine konkrete Anwendung.
HYDRA X ist ja oder HYDRA X for Process ist ja sozusagen die Mitte des Ganzen. Und dann gibt es ja verschiedene mApps, die daran angeschlossen sind. Gibt es dann da eigene mApps? Was sind da so typische mApps für die Prozessindustrie?
Die mApp Compounding Management bezieht sich auf die gerade angesprochenen Prozesse, die quasi das Mischen und kontinuierliche Produzieren begleitet. Hier wird der Prozess in einzelne Schritte untergliedert und am Terminal dem Operator zur Verfügung gestellt, sodass dort alle Handlungen quasi quittiert und protokolliert werden können. Die Anweisungen für die nächsten Handlungen werden dort angezeigt und alle Schritte dokumentiert. Die mApp Recipe Management verwaltet solche Herstellanweisung im Vorfeld schon und eine weitere mApp in dem Bereich ist Process Safety & Integrity, die die Chargenverfolgung, das Sicherheitsmanagement und das Reinigungsmanagement des Equipments beispielsweise einbindet.
Wo kommt denn dann fürs Recipe Management quasi die Rezeptur her? Gebe ich die dann direkt an der Maschine ein oder werden die irgendwo im System hinterlegt? Wie funktioniert das ganz banal in der Praxis?
Die werden im System hinterlegt. Das fällt unter die Stammdatenverwaltung. Diese Herstellerweisungen werden typischerweise anhand der Herstellvorschriften des Unternehmens erstellt und dann im System eingetragen und dort abgelegt, um dann, wenn ein entsprechender Auftrag für ein solches Produkt ins System eingespielt wird, dem zuzuordnen und dann die entsprechenden Herstellschritte abzuarbeiten.
Ja. Herr Pfeiffer, dann verspreche ich mir ja von der Einbindung eines MES eben, dass ich zum Beispiel effizienter produzieren kann, dass ich vielleicht auch schneller produzieren kann als bislang. Kann man das irgendwie quantifizieren, welche Vorteile ich durch ein MES wie HYDRA X for Process eben tatsächlich dann in meiner Fertigung in der Prozessindustrie haben kann?
Ja, natürlich. Ich unterscheide da auch gerne drei Bereiche. Das ist für mich einmal die Zeitersparnis, die Fehlervermeidung und auch die Nachhaltigkeit in Form von Papiereinsparung. Und wenn ich die sensiblen Rohstoffe einmal betrachte, die in der Produktion verarbeitet werden, und ich das mit einem digitalen und geführten System mache, dann ist der Mitarbeiter und auch das Produkt absolut sicher und vor einer Kontamination geschützt. Außerdem kann ich allergenfreie beziehungsweise koscher- oder halalgetriebene Produktionen wunderbar abbilden, was mir sonst extrem schwerfallen würde. Auch sehr hochpreisige Rohstoffe zu verarbeiten, ist ja ein Thema und beispielsweise mit Rosenöl werden bei uns auch Stoffe verarbeitet und da kostet der Liter 20.000 Euro. Und wenn ich den nicht ordnungsgemäß in den Toleranzen verwiege und verarbeite, dann habe ich hier mit großen Verlusten zu tun. Und last but not least die Papiereinsparung durch die Prozessführung einfach digital über mobile Endgeräte oder auch die Clients in der Produktion. Das ist immens, was hier an digitalen Checklisten bei der Schichtübergabe oder bei Begehungen eingespart werden kann.
Ja, ich selber bin nicht aus der Prozessindustrie, kann mir aber gut vorstellen, wovon Sie sprechen. Wenn man kocht und da ist eigentlich die Anweisung, vielleicht nur einen kleinen Teelöffel und dann schüttet man doch viel zu viel rein und schon ist das ganze Gericht dahin. Das ist ja quasi Ausschuss dann, wenn mir so was passieren würde, nicht vielleicht durch die Maschine, aber durch eine Fehlbedienung. Gibt es danach dann keinen Ausschuss mehr oder wie ist da so die Erfahrung? Oder wird der Ausschuss einfach deutlich geringer, wenn ich eben ein MES einsetze, das die verschiedenen Schritte dann auch überwacht und mich auch besser anleitet. Wie ist da die Erfahrung?
Also unser Ziel und Benchmark ist, hier auf eine Nullfehlertoleranz zu kommen. Wenn ich an die Batches denke, denn die sind mit hohen Kosten verbunden, wenn sie falsch verwogen oder dosiert werden und daher bietet das digital geführte System hier alle Möglichkeiten, das sauber in der Prozesssicherheit abzubilden.
Jetzt haben Sie eben schon verschiedene Punkte genannt, wie man effizienter, wie man besser werden kann. Wenn ich jetzt ein Neuanwender bin, also noch gar keine MES-Erfahrung habe, aber das jetzt das erste Mal tatsächlich auch einsetze - welche Verbesserung sehe ich denn als Erstes? Also wo merke ich gleich als erstes den Nutzen, dass ich jetzt MES dabei habe? Was sind da so die Quick Wins?
Also das erste ist die Transparenz, die mir da digital zur Verfügung steht. Durch die Stammdaten, die mir die Rohstoffe und die Equipments, Behälter, Container, alles, was sich in der Produktion bewegt, einfach digital vorhanden ist und mit dem Auftrag entsprechend geplant wird und so wird der Auftrag höchsteffizient durch die Produktion geführt. Das ist der der größte Effizienzgewinn, den ich haben kann. Weiter geht's dann mit der Analyse: Nach der Produktion sehe ich genau, was hat wie lange gedauert und ich kann mit einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess die weitere Optimierung des Ganzen durchführen.
Herr Göbel, Sie hatten ja verschiedene mApps genannt. Was ist denn jetzt, wenn ein Kunde zu Ihnen kommt und sagt, ich habe ganz eigene Anforderungen und ich finde die noch nicht im MES, noch nicht in Ihrem Angebot in den mApps wieder. Kann man die dort neu integrieren? Kann man sagen, hier habe ich was, könnte das einbinden oder machen Sie selber das vielleicht auch für Ihren Kunden?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der erste Ansatz ist typischerweise, dass durch das Consulting, also unsere Berater, geprüft wird, ob durch Anpassung der Konfiguration die Produkte daraufhin eingestellt werden können und die Anforderungen flexibel abzubilden. Unsere Produkte und mApps sind typischerweise so gestaltet, dass sie durch Konfigurationen an verschiedene Anwendungsfälle angepasst werden können. Sollte dies nicht funktionieren, dann gibt es noch die Möglichkeit, kundenspezifische Anpassungen im Sinne von Enhancements, also Programmerweiterungen, durchzuführen. Das MES bietet hier an der Stelle mehrere Einstiegspunkte, wo man bestehende Logik noch mal erweitern oder gegebenenfalls ersetzen kann. Dies kann entweder durch unsere Kollegen im Solution Development passieren oder nach Schulungen auch durch Integratoren oder den Kunden selbst. Und wenn es vielleicht auch andere mApps gibt oder Erweiterungen, die auf der Manufacturing Integration Platform existieren, die den Fall abbilden, dann kann auch das Ergebnis einer solchen mApp eingebunden werden und das Portfolio erweitern.
Sehr schön. Jetzt würde ich vielleicht zum Schluss noch mal den Blick ein bisschen nach vorne richten. Das Thema KI, das beschäftigt uns jetzt schon eine Weile: Ist das auch für die Prozessindustrie in puncto MES relevant? Gibt es da vielleicht schon erste Anwendungsbeispiele, von denen Sie berichten können, Herr Göbel?
Also Künstliche Intelligenz hilft vor allem dann, wenn man große Datenmengen verarbeitet und daraus Erkenntnisse ziehen möchte. Davon profitieren sowohl die Prozess- als auch die Fertigungsindustrie. Und da gibt es verschiedene Ansätze unserer Software. Die KI unterstützt vor allen Dingen Analysen, aber auch wenn man die Ist-Datenerfassung auswertet und daraus Erkenntnisse über zukünftige Produktionsszenarien gewinnen möchte und die Planung zu verbessern. Wo KI selbstverständlich zum Einsatz kommt, ist beispielsweise bei unserer Fertigungsplanung oder bei der Ausweitung unserer Rüstzeiterfassung oder Stillstandsanalyse. Und hier werden dann, bezogen auf die Maschinen, die Zeiten erfasst und Kennzahlen ermittelt und diese eben dann mit Künstlicher Intelligenz ausgewertet, um Erkenntnisse zu extrahieren.
Das geht heute schon. Oder ist das auch noch teilweise Zukunftsmusik?
Das geht in gewissem Umfang heute schon, aber es wird natürlich kontinuierlich weiterentwickelt, so wie die KI-Entwicklung auch weiter voranschreitet.
Sehr schön. Jetzt vielleicht noch eine Frage zum Schluss. Ich habe mir das Ganze angehört, habe jetzt gedacht, so ein MES, das hat viele Vorteile für mich, das sollte vielleicht auch für unser Unternehmen mal angeschafft werden. Welchen Tipp haben Sie für ein Unternehmen aus der Prozessindustrie für diesen ersten Schritt? Wie geht man dann vor, wenn man sich entschieden hat, man möchte sich doch intensiver mit dem Thema befassen. Worauf kommt es an?
Ja, wir bieten zum Einstieg verschiedene Beratungsworkshops an, in denen wir in die Prozesse mit dem Interessenten einsteigen und dort die Prioritäten herauspicken. Die Transparenz zu schaffen, ist in jedem Falle in erster Linie ein Thema, um zu sehen, wo habe ich welche Datenlage und welche Gaps und kann dann Schritt für Schritt aus unserem modularen Portfolio den Digitalisierungsgrad erhöhen. Und somit bin ich da selbst frei in der Vorgehensweise.
Und Herr Göbel, ein Tipp von Ihnen?
Aus meiner Sicht kommt es vor allem darauf an, sich ein klares Bild davon zu machen, was man mit dem Einsatz eines MES erreichen möchte. Hier gibt es verschiedene Ansätze und viele Möglichkeiten. Ein klares Bild vor dem Start der Digitalisierung beziehungsweise bevor man da tiefer einsteigt, hilft enorm in der Anfangsphase.
Lieber Herr Göbel, lieber Herr Pfeiffer, vielen, vielen Dank. Das war sehr spannend. Es war eine sehr, sehr hilfreiche Einordnung, also vielen Dank dafür. Schön, dass Sie dabei waren und ich hoffe, wir hören uns bald wieder. Alles Gute für Sie.
Dankeschön, hat Spaß gemacht.
Ja, vielen Dank Ihnen auch.
Ja, ob diskrete Fertigung oder Prozessindustrie, vielleicht haben Sie ja Lust bekommen, noch tiefer in das Thema MES und Smart Factory einzusteigen? Dann abonnieren Sie jetzt den Podcast "Factory Rock – die Zukunft der Fertigung im Takt" und verpassen keine Folge mehr. Bis zum nächsten Mal. Ich freu mich. Tschüss.
Marco Pfeiffer
00:01:08
Thomas Göbel
00:01:10
Boris Karkowski
00:01:12
Marco Pfeiffer
00:01:51
Boris Karkowski
00:02:47
Marco Pfeiffer
00:02:52
Boris Karkowski
00:03:08
Thomas Göbel
00:03:27
Boris Karkowski
00:04:08
Thomas Göbel
00:04:23
Boris Karkowski
00:05:13
Thomas Göbel
00:05:27
Boris Karkowski
00:05:53
Marco Pfeiffer
00:06:16
Boris Karkowski
00:07:34
Marco Pfeiffer
00:08:11
Boris Karkowski
00:08:34
Marco Pfeiffer
00:08:56
Boris Karkowski
00:09:33
Thomas Göbel
00:09:55
Boris Karkowski
00:11:06
Thomas Göbel
00:11:25
Boris Karkowski
00:12:21
Thomas Göbel
00:12:26
Boris Karkowski
00:12:34
Marco Pfeiffer
00:13:01
Boris Karkowski
00:13:31
Thomas Göbel
00:13:34
Boris Karkowski
00:13:54
Marco Pfeiffer
00:14:07
Boris Karkowski
00:14:11
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